Wohnungsnot aus studentischer Sicht

Die aktuelle Lage auf dem Darmstädter Wohnungsmarkt ist dramatisch. Wohnungen werden immer knapper und die Mieten steigen in astronomische Höhen. Das Preisniveau hier ist vergleichbar mit Großstädten wie Hamburg, Frankfurt oder Köln und absolut untypisch für eine solch kleine Stadt.

Am härtesten trifft es Geringverdienende und sozial Benachteiligte, da vor Allem bezahlbare Wohnungen fehlen, sogar reduziert werden und stattdessen lieber auf rentable Luxuswohnungen gesetzt wird. Gleichzeitig stehen hunderte Wohnungen im Süden seit einigen Jahren leer und können wegen Kapitalinteressen nicht genutzt werden.

In diesem Wintersemester hat sich die Situation noch weiter verschärft. Die Zahl der Studierenden in Darmstadt hat sich in den letzten Jahren explosionsartig erhöht, während das über die Entwicklung des Wohnungsangebotes keineswegs behauptet werden kann. Noch vor einigen Jahren entspannte sich die alljährlich schwierige Wohnungssituation im Wintersemester bis Januar wieder. Das hat sich geändert. Auch jetzt stehen auf der Warteliste bei Wohnheimplätzen des Studierendenwerks noch über 1000 Menschen; auf der Warteliste für Sozialwohnungen in Darmstadt stehen nocheinmal deutlich mehr.

Die ASten in Darmstadt haben Ende letzten Jahres eine gemeinsame Umfrage zum Thema Wohnen durchgeführt. Über 1000 Studierende haben innerhalb von 5 Tagen daran teilgenommen – ein Beleg, wie präsent das Thema in den Köpfen der Studierenden in Darmstadt ist.

Als ein Ergebnis der Umfrage lässt sich festhalten, dass die Anzahl der Anfragen bei Vermietern und die Anzahl der Wohnungsbesichtigungen deutlich gestiegen sind. Das hat auch Einfluss auf Studium und Privatleben, bis zu deutlichen Verlängerungen der Studienzeit und sogar gesundheitlichen Problemen, durch das viele Pendeln.

Insbesondere internationale Studierende leiden unter der Wohnungsnot. In unserer Umfrage beklagten vor allem Studierende, die jetzt noch auf Wohnungssuche sind, eine stärkere Diskriminierung aufgrund von Herkunft und Aussehen. Durch den in Darmstadt herrschenden “Vermietermarkt” haben Studierende, die nicht dem Bild eines idealen Mieters entsprechen, kaum eine Chance, werden ins Umland vertrieben und müssen damit lange Anfahrtswege in Kauf nehmen. Darunter leidet z.B. der Kontakt zu anderen Studierenden und die Eingewöhnung.

Im neu eröffneten Wohnheim an der Berliner Allee ist der Anteil der internationalen Studierenden mit weniger als 15% deutlich geringer als in anderen Wohnheimen, wo er 50% beträgt. Ein großer Teil der Studierenden kann sich die teure Miete nicht leisten, dies lässt sich leicht bei internationalen Studierenden erkennen, für die die Wohnungssuche ohnehin schwer ist.

Die Verknappung der vorhandenen Wohnungen sorgt auch dafür dass die Preise generell immer mehr steigen. Dies nutzen jetzt Immobilienunternehmen um rentable Investorenobjekte mit entsprechender Gewinnerwartung aus dem Boden zu stampfen. Betreiber, wie Youniq oder die Moses Mendelson Stiftung treten so schon in anderen Städten auf. Über Immobilienfonds finanziert, werden in München und Frankfurt Mieten weitab der Bezahlbarkeit erreicht. Etwa 1000 solcher Wohnheimplätze sollen demnächst in Darmstadt entstehen und werden weiter unsozialen Druck auf den Wohnungsmarkt ausüben.

Einen Mietvertrag gibt es dort übrigens nur mit positiver Schufa-Auskunft und Elternbürgschaft.

Solche Zimmer können sich nur Studierende mit reichen Eltern leisten.  Doch auch aktuelle Angebote z.B. des Bauvereins für 480€ in einer 4er Wohngemeinschaft – pro Zimmer wohl gemerkt – zeigen wohin die Reise auch in Darmstadt geht.

Dieser als Gentrifizierung bekannte Prozess hat natürlich starke Auswirkung auf Geringverdienende und sozial Benachteiligte. Sie werden aus ihren Wohnungen gedrängt, weil sie die steigenden Mieten nicht mehr bezahlen können. Beispielsweise werden viele Wohnungen von den VermieterInnen „modernisiert“. Rein zufällig werden jedoch vor Allem jene Dinge erneuert oder ausgetauscht, über die mittels des Mietspiegels eine höhere Miete verlangt werden kann. Von ehemals 15000 Sozialwohnungen sind so bei gleichzeitigem Bevölkerungswachstum noch ein Drittel übrig geblieben.

Im Süden Darmstadts stehen immer noch die Wohnhäuser in den drei Kasernen leer. Die vor 5 Jahren verlassenen Gebäude auf den Geländen der Lincoln-, Jefferson-, und Cambrai-Fritsch Kasernen sind teilweise sogar kurz vor dem Auszug der amerikanischen SoldatInnen saniert worden. Besonders auf dem riesigen Areal der Lincolnsiedlung gibt es etliche Wohnungen die mit nur wenig Aufwand einer Nutzung zugeführt werden könnten. Insgesamt stehen kurz- bis mittelfristig theoretisch bis zu 1000 Wohnplätze zur Verfügung.

Verwaltet werden die Gebiete von der staatlichen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Die Stadt Darmstadt will dort neue Stadtviertel entwickeln, was jedoch noch ein paar Jahre dauern wird. Im Moment spielen Kommune und Bund ein Schwarzer Peter Spiel und verhindern so eine Zwischennutzung wie es zum Beispiel in Heidelberg(640 Wohneinheiten) möglich war.

Das Studierendenwerk Darmstadt hatte versucht eine solche Zwischennutzung zu ermöglichen, doch die unverschämt hohen Angebote der BImA bei gleichzeitig sehr kurzer Mietdauer ließen die Verhandlungen scheitern. Leider bezogen sich die Verhandlungen auf lediglich 150 Wohneinheiten, wobei zwei Drittel der Wohnungen hätten auf Grund von leichter Schadstoffbelastung  saniert werden müssen. Die Kosten hierfür hätte das Studierendenwerk tragen sollen. Dies hätte zu Mietpreisen geführt, die deutlich über den üblichen Preisen für Studierendenwohnheime gelegen hätten. Auf weitere Verhandlungsversuche reagierte sie zudem arrogant und nicht Kompromissbereit.

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