Seit mittlerweile über 5 Jahren stehen die Kasernen im Darmstädter Süden leer. Theoretisch könnten dort etwa 3.000 Menschen leben. Im Besonderen geht es hier um die Gelände und Gebäude der Jefferson, Lincoln und Camprai-Fritsch Kasernen sowie den Kelly Barracks.
Nach dem Auszug der Soldat_innen sind die Liegenschaften dem Bund übertragen worden und werden von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) verwaltet, welche versucht, die Kasernen möglichst gewinnbringend zu verkaufen. Die Stadt Darmstadt versucht, die Gelände zu kaufen, wobei sich die Verhandlungen schon über mehrere Jahre strecken und sehr intransparent und schleppend verlaufen.
Durch Druck aus der Studierendenschaft und der Besetzung des Justus-Liebig-Hauses sowie der immer dramatischeren Wohnungsnot wurde von Seiten des Studierendenwerkes Darmstadt direkt mit der BImA über eine temporäre Zwischennutzung mehrerer Wohngebäude für Studierende verhandelt. Nachdem die Stadt sich gegen eine Nutzung von Gebäuden der Jefferson-Siedlung gestellt hatte, standen nur noch Wohnhäuser in der Lincoln Siedlung zur Debatte. Die Angebote der BImA waren allerdings selbst nach mehrmaligem Anpassen noch so unverschämt hoch, dass die Verhandlungen von Seiten des Studierendenwerkes ergebnislos abgebrochen wurden. Problematisch waren vor allem die kurze Nutzungsdauer, sowie die Tatsache, dass leichte Sanierungsarbeiten vom Studierendenwerk hätten finanziert werden müssen, was zu Mietpreisen ca. 150 € über den Durchschnittspreisen der Studierendenwohnheime geführt hätte. Sehr ärgerlich ist auch die geringe Zahl von lediglich 150 Wohnheimplätzen, um welche sich die Verhandlungen drehten, wo doch für tausende Menschen eine kurzfristige Lösung hätte gefunden werden können.
Derweil schieben sich Stadt und BImA, zwei staatliche Stellen, die eigentlich im Interesse der Bevölkerung und nicht des eigenen Haushalts agieren müssten, gegenseitig die Schuld zu und vermitteln den Eindruck, an einer baldigen Lösung des Problems nicht interessiert zu sein. Der Unmut darüber wird immer größer. Zwei große Bündnisse wurden gegründet und verschiedene Organisationen, Gruppen und Vereine starten Aktionen, um auf diesen Skandal hinzuweisen. Häufig erscheinen Zeitungsartikel und auch schon Fernsehbeiträge.
Auch wir sind empört. In Zeiten einer dramatischen Wohnungsnot in Darmstadt, in der tausende Menschen hoffnungslos nach Wohnungen, vor allem im sozialen und bezahlbaren Bereich, suchen, darf es nicht sein, dass hunderte Wohnhäuser noch immer leerstehen. Sozialer Wohnraum wird weiter abgebaut, Freiräume bekämpft, Kapitalinteressen vor Menscheninteressen gestellt. Gerade bei der Entwicklung des Kasernengeländes bietet sich die Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, sozialen Wohnraum zu fördern und alternative Wohnformen zu unterstützen.
Lincoln-Siedlung
588 Wohnungen (ein Großteil wurde kurz vor dem Auszug erst saniert, fast alle Wohnungen verfügen über einen Balkon; Einbauküchen sind ebenfalls vorhanden), zwei Kindergärten, zwei Schulen, zahlreiche Spielplätze, Freizeiteinrichtungen (große Skateanlage, diverse Sportfelder, Sporthalle etc.), eine Tankstelle und großzügige Grünflächen, die teilweise als Sportflächen genutzt wurden
Jefferson-Kaserne
124 Wohnungen und zwei Appartementgebäude, medizinisches Zentrum, ein Hotel und eine Kirche Karte Daten
Camprai-Fritsch Kaserne
Diverse Wohngebäude in gutem bis sehr guten Zustand, soziale Einrichtungen/Einkaufsmöglichkeiten (Supermarkt, Kantine, Post, Bank, Friseur etc.), Sport- und Freizeiteinrichtungen (Sporthalle, Fitnessstudio, Klubräume, Kino, Bowlingbahn), Tankstelle
Von allen dreien ist das Zentrum von Darmstadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in ca. 15 min erreichbar
Kelly-Barracks
Direkt an der Eschollbrücker Straße, vor allem für gewerbliche Nutzung vorgesehen, jedoch auch Wohnnutzung möglich
Rahmenplan der Stadt Darmstadt
Wohnungswirtschaftliche Entwicklungsperspektiven der Konversionsareale in Darmstadt (54 S. PDF)